Petra Grunden-Böing – Zwischen Nähmaschine, Nervensystem und Naivität

Kreativität ist bei ihr kein Hobby – sie ist ein Grundzustand. Schon als Kind kritzelte Petra lieber Modeentwürfe in ihre Hefte, während andere mit Puppen spielten oder Rechenaufgaben lösten. Sie träumte von einer Karriere als Modedesignerin – entschied sich aber gegen die großen Laufstege und für den eigenen Weg: Statt Modemetropole einfach Nähmaschine, statt Studium lieber Selbststudium. Warum warten, bis jemand „Ja“ sagt, wenn man’s auch selber machen kann?

Ein künstlerisches Erdbeben folgte in der Oberstufe des Grillo-Gymnasiums in Gelsenkirchen. Dort begegnete Petra einem Menschen, der alles veränderte: Johannes Stüttgen, langjähriger Wegbegleiter und Meisterschüler von Joseph Beuys. Bei ihm ging es nicht nur um Linienführung oder Farbauftrag – es ging ums Denken, Hinterfragen, Erspüren. Petra durfte nicht nur am regulären Kunstunterricht teilnehmen, sondern wurde Teil einer Arbeitsgruppe der Free International University (FIU), einer Keimzelle der Fluxus-Bewegung. Dort lernte sie, dass Kunst nicht bloß Bild ist, sondern Haltung, Bewegung, Beziehung.

Doch wie das Leben so spielt, wurde der Pinsel erstmal zur Seite gelegt. Petra wählte einen anderen Weg – nicht weniger intensiv, aber deutlich pragmatischer: Sie bildete sich in den Bereichen Pflege, Coaching, Psychotherapie, Verhaltenstherapie und Hypnotherapie aus. Sie begleitete Menschen in Krisen, hörte zu, hielt aus, heilte mit Worten und Zeit. Ihre künstlerische Ader ruhte – aber sie schlief nie ganz.

Mitten im dichten Alltag aus Familie, Beruf und innerer Sehnsucht kam dann 2013 der Moment, an dem Petra wieder zu Pinsel und Farbe griff. Ursprünglich wollte sie nur ein paar eigene Texte illustrieren – doch was als kleine Fingerübung begann, wurde zur großen Leidenschaft. Seitdem hat sie die Schreibfeder immer öfter gegen den Malpinsel getauscht – oder besser: ergänzt. Denn Petra schreibt auch heute noch – nur fließen ihre Gedanken oft direkt in Farben statt in Worte.

Ihre Werke sind eine wilde Mischung aus Naivität und Tiefgang, aus Spielerei und Seelenschau. Ihre Figuren wirken manchmal wie aus einer anderen Zeit gefallen: leicht kafkaesk, verschroben und doch von entwaffnender Offenheit. Ob in Tinte, Aquarell oder Öl – Petra schafft Atmosphäre. Und zwar mit großer Feinfühligkeit. Sie fügt nichts hinzu, wo nichts fehlt. Sie übermalt nicht, sie deutet an. Ihre Motive blicken uns mit großen Kinderaugen an – als wollten sie sagen: „Ich versteh dich. Ich seh das auch.“

Ihre Kunst ist manchmal leise, manchmal laut, aber nie gefällig. Werke wie „Kreuzweg“ zeigen die andere Seite von Petra Grunden-Böing – die stille, nachdenkliche, existenziell suchende Künstlerin, die mit sicherem Gespür Themen berührt, die viele lieber verdrängen. Und gerade dadurch schenkt sie Trost. Ohne Pathos. Ohne Drama. Einfach durch Wahrhaftigkeit.

Heute führt Petra eine eigene psychotherapeutische Praxis – und gleich daneben: eine kleine Galerie mit Atelier. Ihre beiden Welten – die heilende und die schöpferische – fließen ineinander. Wer zu ihr kommt, begegnet nicht nur einer Künstlerin, sondern einer kreativen Lebensreisenden, die das Spiel mit Formen, Farben und Worten nutzt, um das Leben ein bisschen verstehbarer zu machen.

Petra Grunden-Böing ist keine Künstlerin, die laut auftritt. Aber sie bleibt. In den Bildern. In den Geschichten. In den Fragen, die sie stellt. Und in der Einladung, die in jedem Werk mitschwingt: 

Schau hin. 

Denk nach. 

Oder fühl einfach nur.

Weshalb ich male, fragst du!?

Petra Grunden-Böing / 2013

Ihr Galerist Peter Koenen, Bocholt sagt:

Eine Künstlerin mit ganz besonderer Handschrift